|   | Die
    anfänglich nur in geringen Maße anfallenden Werkstättenarbeiten wurden in
    der Heizhauswerkstätte Caslau durchgeführt. Diese wurde Ende 1870
    unter entsprechender Erweiterung nach Gross Wossek verlegt. Im Dezember 1871
    wurde die Hilfswerkstätte Trautenau und im Jänner 
     
    1872 die Werkstätte Iglau, bei gleichzeitiger Reduktion der Werkstätte
    Gross Wossek errichtet. 1872 benötigte
    die ÖNWB bereits 95 Lokomotiven der Reihen IIIa, Va,b,c,d,e und VIII
    zur Betriebsabwicklung, und man schritt daran eine definitive Hauptwerkstätte
    in Wien in der Station Floridsdorf – Jedlesee (später Jedlesee benannt)
    zu errichten. | 
    
      | Foto: Koloniestrasse 26, das ehemalige
    Verwaltungsgebäude, später ein Wohnhaus. (Foto 2006) Wurde im November 2009 abgerissen.
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      | Am
    1.6.1872 wurde die Strecke Wien Nordwestbahnhof
    - Floridsdorf-Jedlesee - Jedlersdorf-Transit eröffnet, wodurch die gleismässige
    Anbindung der neuen Hauptwerkstätte an das Streckennetz der ÖNWB ermöglicht
    wurde. Das 45.000 m2
    große Gelände der in Floridsdorf (Wien 21.) liegenden Hauptwerkstätte
    Jedlesee erstreckte sich von km 5,4 bis km 6,1 der Strecke Wien - Deutschbrod und wurde von der Lokomotivgasse, der Koloniestrasse, der
    heutigen 0' Briengasse und dem Nordwestbahn-Streckengleis begrenzt. | 
    
      | Die Grundeinlösungsverhandlungen
    begannen bereits im Juli 1870 und nach
    Planerstellung im Sommer 1871 wurde am 4.3.1872
    mit der Errichtung der Hauptwerkstätte (HW) und dem Material-Magazin begonnen.
    Der Bau unter der Leitung von Baumeister Karl Pollak schritt rasch voran und
    bereits im Juni 1872 stand eine größere
    Anzahl von Maschinen in Betrieb. Am 1.9.1872, wurde die ÖNWB-Hauptwerkstätte, deren Baukosten
    sich auf rund 432.000 Gulden beliefen, fertiggestellt.
 Die Werkstätte, sie war für die gleichzeitige
    Reparatur von 12 Lokomotiven und 60 Wagen ausgelegt worden, bestand aus zwei
    gesonderten Bauten in Rechteckform.
 |  Foto: Das Portierhaus, 2006 eine aufgelassene
    Gartenhütte. Wurde Ende
    2008 abgerissen.
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      |   Der nördliche Bau enthielt die
    Lokomotivmontierung, die Dreherei, die Kesselschmiede, die Schmiede und
    Holzbearbeitungsraume. Der südliche Bau beinhaltete 
    die Wagenmontierung, die Lackiererei und die Sattlerwerkstätte. Der
    dazwischenliegende weite Hofraum wurde an der Koloniestraße vom
    Verwaltungsgebäude mit Kanzleien und Wohnungen und dem Portierhaus, an der
    gegenüberliegenden Seite beim Streckengleis vom Wasserturm, der sämtliche
    Werkstättengebäude mit Wasser versorgte, und vom Holzdepot flankiert. Die
    einzelnen Stände der beiden Werkstätten wurden durch je eine nicht
    versenkte Schiebebühne verbunden. Im südseitigen Hof befand sich darüber
    hinaus noch eine Dampfschiebebühne. An Hebezeugen standen von Beginn an
    Laufkrane mit 1,5 t, 3 t und 4 t zur Verfügung. Der Antrieb der 50
    Arbeitsmaschinen erfolgte durch ein Lokomobil mit 18 kW Leistung.
     | 
    
      | Das
    zweistöckige Material-Magazin befand sich in der südöstlichen Ecke des
    Geländes, unmittelbar daran anschließend stand das Bürogebäude mit
    Wohnungen für den Magazinsdienst. Erster
    und jahrzehntelanger Vorstand der neuen Hauptwerkstätte war Oberinspektor
    Gustav Stockhammer, dem anfänglich nur 89 Bedienstete zur Verfügung
    standen. In den folgenden Jahren erhöhte sich der Personalstand jedoch ständig:
    So waren 1898 520 und 1919 bereits 654 Beschäftigte
    zu verzeichnen.
 
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      | Foto: 1982,
    Links das ebenerdige
    Restaurationsgebäude, wenige Tage vor dem Abbruch. Rechts
    der ehemalige Bürotrakt der Lokomotivmontierung. | 
    
      | 1875
    wurde nördlich des Werkstättengeländes die sogenannte
    "Nordwestbahnkolonie" - Arbeiterwohnhäuser mit 165 Wohnungen, die
    auch heute noch bestehen - und im folgenden Jahr in der Koloniestraße ein
    Arbeitersaal mit einer kleinen Restauration errichtet. | 
    
      |   | Nach
    zehnjährigem Bestand wurde 1882 die
    Kesselschmiede neu gebaut. 1885 und 1896
    wurde die Wagenmontierung und 1895 und 1897
    die Lokomotivmontierung erweitert. Nach den letzten Baumaßnahmen, die
    verbaute Fläche vergrößerte sich auf rund 17.000 m2,
    hatte die Werkstätte 22 Lok- und 120 Wagenstände in durchwegs heizbaren Räumen
    zur Verfügung. Südlich der Wagenmontierung wurden zwei
    neue Schiebebühnen errichtet und die Anzahl der Arbeitsmaschinen erhöhte
    sich auf 77 Stück.
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      | Foto: 1982,
    Der ehemalige Bürotrakt der Lokomotivmontierung, 1982 noch inmitten von
    Schrebergärten. Unmittelbar dahinter, am Bild durch die Bretterbude
    verdeckt, schloss früher die Werkstätte mit der in der Mitte gelegene
    Schiebebühne an. | 
    
      |   Das Lokomobil wurde von einer neuen 29 kW starken,
    einzylindrischen Ventilmaschine und einem Siederohrkessel mit 54 m2
    Heizfläche und 9 bar Dampfdruck, dessen Abdampf zur Beheizung der
    Lokomotivmontierung verwendet wurde, ersetzt. 1901
    vermehrte man die Zahl der Lokstände abermals und baute eine zehnteilige
    Lokomotiv-Brückenwaage.
     | 
    
      |   |   | 
    
      | Fotos:
    Ehemalige
    Einfahrt in die HW Jedlesee, unmittelbar westlich (strassenseitig) des
    Aufnahmegebäudes Jedlesee. Links daneben das zweistöckige Büro- und
    Wohngebäude des Materialmagazinsdienstes, dahinter der verbleibende Rest
    des Materialmagazins. Foto: links 1982, rechts 2007 | 
    
      | Südlich
    an die Werkstätte anschließend befand sich von 1877
    bis 1910 das Gelände der Imprägnierungsanstalt
    John B. Blythe, 
    die imprägnierte Eichen- und Kieferschwellen an die ÖNWB lieferte. 
    Nachdem 1910 ein Feuer die Anstalt
    vernichtete, wurde das Gelände von der Hauptwerkstätte übernommen. | 
    
      | Rückwirkend
    mit 1.1.1908 wurde die k.k. priv. Österr.
    Nordwestbahn verstaatlicht, und mit 15.10.1909
    übernahmen die k.k. Staatsbahnen den Betrieb. Zur
    Bewältigung des erhöhten Reparatursaufkommens, bedingt durch den starken
    Verkehr während des 1.Weltkrieges, wurde 1916 
    in Jedlersdorf/Strebersdorf etwa auf dem Gelände der heutigen 
    Wagenwerkstätte Jedlersdorf der HW Floridsdorf eine Hilfswerkstätte
    der HW Jedlesee errichtet, die jedoch nach dem Krieg 
    wieder aufgelassen wurde. 1918 mussten
    provisorische Gebäude für die Erweiterung der Schmiede und der Dreherei
    gebaut werden.
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      | Foto: Lok Nr. 13 anlässlich einer
    Hauptausbesserung im Jahre 1905 in der HW Jedlesee. Die 2B-n2
    Personenzuglokomotive "Stephenson" wurde 1870 erbaut, erhielt von
    der kkStB die Nummer 16.03 und landete später bei den Tschechoslowakischen
    Staatsbahnen (Nr. 232.002) | 
    
      | Die
    ersten Einschränkungen trafen die Werkstätte allerdings bereits wenige
    Jahre später. 1922 wurde in Jedlesee die
    Lokomotivreparatur aufgegeben und die Werkstätte in eine reine
    Personenwagen-HW mit einer Kapazität von 550 Wagen umgestaltet. Der
    Personalstand verringerte sich um über 200 auf rund 400 Beschäftigte. | 
    
      |  
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      | Foto:
    Lok
    Nr. 281 der Reihe XVIIa vor der Lokomotivmontierung der HW 1905. Die 1C-n2
    Güterzuglok der ÖNWB wurde 1902 unter der Fabr.Nr. 1473 in der
    Lokomotivfabrik Floridsdorf erbaut. Die kkStB ordnet die insgesamt 4
    Lokomotiven der Reihe XVIIa als Reihe 360 ein und bezeichnete die 281 als
    360.01. Von der DR erhielt sie die Nummer 54.201, von den ÖBB 254.201. Am
    27.10.1953 wurde die Lokomotive aus dem Lokomotivstand ausgeschieden und
    wurde Werkslok WL 913.501 der HW Simmering, ehe sie 1960 kassiert wurde. | 
    
      | Aus
    Einsparungsgründen wurde mit 1.2.1924 die
    Strecke Wien Nordwestbahnhof - Jedlersdorf für den Personenverkehr
    gesperrt. Lediglich ein bescheidener Güterverkehr frequentierte von nun an
    die Strecke über Jedlesee nach Wien. Der starke Verkehrsrückgang infolge
    der Weltwirtschaftskrise brachte den 15 Hauptwerkstätten der Österreichischen
    Bundesbahnen, davon allein sechs im Wiener Raum, einen akuten Beschäftigungsnotstand,
    und so wurde schließlich im Jahre 1928 aus
    Einsparungsgründen neben den Hauptwerkstätten Wien-West und Wien-Süd auch
    die HW Jedlesee von den BBÖ aufgelassen. Die letzten Wagenausbesserungen
    wurden im Dezember 1927 durchgeführt und per 31.12.1927
    wurde der Werkstättenbetrieb beendet. Die Mehrzahl der Bediensteten von
    Jedlesee übersiedelte bereits 1927 in die damals noch selbstständige und
    von der Lokomotivwerkstätte getrennte Wagewerkstätte Floridsdorf an der Brünner
    Straße (später Hauptwerkstätte Floridsdorf) zur Güterwagenausbesserung.
    Lediglich 14 Arbeiter waren Anfangs 1928 noch
    damit beschäftigt die Werkzeugmaschinen zu demontieren und deren Übersiedlung
    in andere Bundesbahnwerkstätten durchzuführen.
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      |   | 1929
    
    
    pachtete die La. Pollitzer und Wertheim das Werkstättengelände auf einige
    Jahre und verschrottete hier ausgemusterte Lokomotiven und Wagen. 1935
    wurden die Gleise und die Werkstätten abgetragen. Foto:
    BBÖ 503.11 (Wr. Neustadt 3900/1896) früher SB 17c 402, kassiert 1932 in
    Jedlesee 17.05.1932
     | 
    
      | Auf
    dem großen freien Gelände wurden Schrebergärten angelegt, die auch 2007 noch existieren. Die Abtragung der
    letzten Gleisstutzen mit den zugehörigen Weichen, Putzgruben und
    Drehscheiben, dreier Schuppen, der Lokomotiv-Brückenwaage und der
    Schlauchwerkstätte wurde schließlich mit Bescheid vom 5.3.1938
    genehmigt. Damit verschwanden 66 Jahre nach Erbauung der Hauptwerkstätte-Jedlesee
    fast alle Baulichkeiten. | 
    
      |  
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      | Foto:
    BBÖ 371.07 (Esslingen 232/1853) früher SB 33 918 KAPELLEN, kassiert 1929 | 
    
      | Die
    Werkstätte Jedlesee hat, so wie auch viele andere den jeweiligen
    Bahngesellschaften gehörende Werkstätten, in bescheidenen Maße, vor allem
    in der Anfangszeit der ÖNWB, auch Neubauten durchgeführt. So wurde z.B. 1873
    der erste Dreiachser der .Nordwestbahn, ein Plateuwagen mit Rungen, Nr.
    12.793, hier erbaut. Heute
    erinnern lediglich das Verwaltungsgebäude in der Koloniestraße 26, derzeit
    (2007)
    ein Wohnhaus, das Portierhaus, das Büro- und Wohngebäude des
    Magazinsdienstes sowie der gemauerte ebenerdige Teil des Material-Magazins
    und zwei je. ca. 50 m lange Gleisstutzen - die ehemalige Einfahrt in die HW an die Zeit, als in Floridsdorf neben den ehemaligen
    Nordbahnwerkstätten (heutige TS Werkstätte Floridsdorf, vormals HW
    Floridsdorf 1852
    bis dato) und der von 1869 bis 1969
    in Betrieb gestandenen Wiener Lokomotivfabrik von  1872 bis
    1928
    auch noch eine dritte große Eisenbahnwerkstätte, die Hauptwerkstätte
    Jedlesee der k.k. priv. Österr. Nordwestbahn, bestand.
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      | Die Arbeiterhäuser,
    "Nordwestbahn - Colonie" genannt.
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      | Da sich in den entlegenen Nachbarorten für
    Beamte und Arbeiter nicht genug Wohnungen finden ließen wurden im Jahre 1873
    nördlich der Werkstätten acht Arbeiterhäuser mit 80 Wohnungen
    gebaut. | 
    
      |   | Die vom Baumeister Lambert Stummfohl errichteten
    Wohnhäuser bestanden aus Zimmer und Küche samt Nebenräumen für
    verheiratete und 24 Kabinetten für ledige Arbeiter. Zu jeder Familienwohnung gehörte ein kleines Gärtchen.
 Im Jahr 1874 wurde das Restaurationsgebäude
    mit hübschem Gastgarten fertiggestellt.
 Fotos und Text: Ernst
    SladekAbgebildete Häuser
    wurden in März 2008 abgerissen
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      | Literaturhinweise: |